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Der Schreibtisch ist voll und die Motivation nicht da.

Wie lernen wir besser "Nein" zu sagen?

Der Schreibtisch auf Arbeit wird immer voller und dein Terminkalender ist rappelvoll? Viele nehmen sich als Neujahrsvorsatz vor, mehr Zeit für sich selbst zu nehmen. Dazu gehört auch das „Nein“-Sagen. Jedoch ist das für die meisten nicht einfach. Wie du es schaffst, besser für dich einzustehen und woran es liegt, dass du nicht Nein sagen kannst, erfährst du hier!

Wie gut du Sachen anderen Leuten abschlagen kannst, hängt von vielen Faktoren ab. Die eigene Persönlichkeit, die individuelle Prägung, die Erziehung und das kulturelle Umfeld spielen eine bedeutende Rolle. Besonders Frauen haben oft Probleme damit, Nein zu sagen, da ihnen bereits in der Kindheit beigebracht wurde, dass sie allen gefallen und liebreizend sein müssen. Dabei sind immer wieder Sätze gefallen wie „Du darfst nicht auffallen“, „Niemand mag eigenwillige Mädchen“ und „Was sollen die anderen davon halten“.
 
Ist Nein sagen trainierbar?

Psychologisch gesehen ist das Nein-Sagen ein Ausdruck von Selbstfürsorge. Trotzdem sollte es nicht übertrieben werden und die Bedürfnisse der anderen nicht übersehen. Das führt dazu, dass wir schnell in den Egozentrismus rutschen.

Um das Nein-Sagen zu trainieren, solltest du dir für deine Entscheidung künftig Zeit nehmen. So Sätze wie „Das kann ich jetzt noch nicht sagen“ und „Ich muss noch überlegen. Ich melde mich in einer Stunde nochmal“ können dir dabei helfen. Deine Entscheidung wirkt dadurch noch ernster und wertvoller, da dein Gegenüber weiß, dass du dir für seine Anfrage zeitgenommen hast.

Natürlich solltest du mit dem Nein-Sagen, nicht bei großen Entscheidungen beginnen. Es ist ein Prozess, der nach und nach aufgebaut wird.

Achte beim Nein-Sagen darauf, dass du Blickkontakt mit deinem Gegenüber hast, nicht lächelst und eine feste Stimme hast. Das kannst du auch sehr gut vor dem Spiegel üben.
Mache dir bewusst, was dich ein „Ja“ kosten. Versetze dich dafür in die Rolle eines Ökonomen. Was ist dein persönlicher Gewinn, wenn du Ja sagst und was ist dein persönlicher Verlust, wenn du Ja sagst. Schaue was überwiegt. Oft geht uns Zeit verloren, die wir in unsere psychische Gesundheit investieren könnten.
 
Es gibt verschiedene Arten Nein zu sagen

Versuche, ein Einfaches „Nein“ zu vermeiden. Schlage deinem Gegenüber einen alternativen Vorschlag vor. Damit stimmst du zwar nicht direkt zu, aber schlägst ihn auch nicht ab. Damit zeigst du dem oder der anderen, dass du seine oder ihre Idee nicht komplett ausschlägst.

Zeige deinem Gesprächspartner eine klare Linie und begründe dein Nein damit, dass du bestimmte Sachen aus Prinzip nicht machst. Das kann die Person nicht persönlich nehmen und lässt dich und deine Meinung stark wirken.

„Ich verstehe, dass du das schade findest. Ich kann jedoch nicht.“ – Zeige Empathie! Damit drückst du aus, dass du die Situation des anderen verstehst, aber trotzdem nicht darauf eingehst.
 
Was ist, wenn ich nach dem Nein-Sagen ein schlechtes Gewissen habe?

Am Anfang ist ein schlechtes Gewissen komplett normal. Trotzdem solltest du dir keins machen. Ein Nein zu anderen kann ein Ja zu dir selbst sein. Um das schlechte Gewissen zu neutralisieren, solltest du dir positive Selbst-Kommentare aufsagen. Wie zum Beispiel „Ich bin nicht ausschließlich dazu da, die Wünsche und Bedürfnisse von anderen zu erfüllen“ oder „Ich bin wertvoll und kann mir selbst den Rücken stärken.“ Nutze die gewonnene Zeit und mache was für dich! Gehe zum Sport, schaue dir einen Film an, gehe spazieren oder trinke einfach mal in Ruhe deinen Kaffee.

Wir sind unser wichtigster Mensch in unserem Leben. Du solltest deinen eigenen Wert nicht daran abhängig machen, ob und wie andere dich finden und ob sie mit deinem Verhalten einverstanden sind.