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Welche fatalen Folgen das viele Sitzen haben kann, klären wir jetzt!

​Sportskanone oder Couch-Potato: Wir alle sitzen viel zu viel!

Bei wenigen Dingen beweisen wir, trotz vieler Warnungen, so viel Ausdauer wie beim Sitzen. Sitzen ist die Erkältung für unsere Zivilisationskrankheiten, ein Stimmungs- und Konzentrationskiller.

Auch wenn die Wehwehchen und die Schmerzen einfach nicht verschwinden, bleiben wir häufig sitzen. 

Warum wir trotzdem nicht aufstehen wollen

1. Bequemlichkeit

Evolutionär ist der Mensch darauf ausgelegt, Energie zu sparen. Da wir im Sitzen weniger Energie verbrauchen, als im Stehen, ist es kein Wunder, warum wir Stühle und Sessel so verlockend finden.
2. Herunterspielen
Wir kennen das Phänomen vom Rauchen: Ein Raucher, der ständig darüber informiert wird, wie schädlich das Rauchen doch ist, hört vor allem mit einem auf: Dem Lesen. 
Wir suchen uns nämlich lieber Scheinlösungen, um unseren inneren Konflikt zu lösen: Anstatt etwas zu ändern spielen wir nämlich gerne die Risiken herunter. Nicht nur vor uns selber – auch vor anderen. 

3. Gewohnheit
„Ich mach das immer so!“ Unser Alltag besteht uns unzähligen Routinen und Gewohnheiten, die wir auch so schnell nicht ablegen wollen – oder können. Der Mensch ist bekanntlich ein Gewohnheitstier und liebt seine kleinen Angewohnheiten, die ihn durch das Leben navigieren. Die Sitz-Haltung ist dabei wie ein roter Faden durch den Tag: Die meisten Handlungen führen wir immerhin im Sitzen durch – Im Job, wie auch im Alltag!

4. Erinnerung
Sitzplätze finden sich zudem überall in unserem Umfeld. Jede Sitzgelegenheit und jede sitzende Person sind Erinnerungen und potentielle Auslöser für unsere schlechte Angewohnheit. Sie zeigen uns ständig, dass Sitzen doch gar nicht so schlecht ist – macht ja schließlich jeder! 

5. Sitzkultur
Wir sitzen. Immer und überall. Am Schreibtisch, am Arbeitsplatz, im Café, im Kino, im Auto und in der Bahn. Wer am öffentlichen und beruflichen Leben teilnimmt, der sitzt. 
Eine stehende Person wird schnell als ungemütlich, unruhig oder ungeduldig wahrgenommen, wenn alle anderen sitzen. Daher nehmen wir dennoch die „Sitznorm“ sehr ernst – trotz bester Bewegungsvorsätze oder Rückenschmerzen. 

6. Gesellschaftsdruck
In Zeiten unserer Leistungsgesellschaft gelten Schmerzen und Einschränkungen als Schwäche und als Abweichung vom Normalzustand. 
Daher nehmen wir auch (gerne) gesundheitliche Risiken in Kauf, wenn es um unseren (gesellschaftlichen) Erfolg und Anerkennung geht. 

7. Körpergefühl
Gerne überhören wir subtile Signale unseres Körpers. Dabei bekommen wir oftmals ziemlich genaue Signale von ihm. Gut tun würde uns zum Beispiel: Bewegung. Die ist nämlich genauso ein körperliches Bedürfnis wie Essen, Trinken und Schlafen. Sie äußern sich daher auch sehr dramatisch: Unruhe, wippende Knie und bleierne Müdigkeit. Schmerzen sind der hinter einsetzende Hilferuf, dass spätestens jetzt dringend etwas verändert werden sollte. 

Aber ich treibe doch regelmäßig Sport als Ausgleich

Das ist wohl eine der beliebtesten Ausreden von Vielsitzern. Tatsächlich ist eine Empfehlung der Weltgesundheitsorganisation fünf Mal pro Woche 30 Minuten Sport zu treiben. 
Und warum wir auch am Wochenende auf Bewegung achten sollten, erfährst Du hier

Aber: Sport allein reicht nicht, um unser tägliches Bewegungsdefizit auszugleichen. Wissenschaftler sprechen vom „aktiven Stubenhocker“.
Wir schmeißen Bewegung gerne mit Sport in denselben Topf. Allerdings heißt Bewegung nicht, dass direkt ein Marathon gelaufen werden muss. Körperliche Aktivität bezieht sich auf jegliche körperliche Bewegung, bei der Energie verbraucht wird. Das kann also auch Gehen, Treppensteigen oder Radfahren sein.

Das heißt: Jede Bewegung zählt! 
Nur noch zu stehen oder eine Haltung, egal ob es Sitzen oder Stehen ist, komplett zu vermeiden, ist also nicht die Lösung. Viel wichtiger ist, ständig zu wechseln: Die nächste Haltung ist die beste Haltung. Dafür brauchst du keinen Trainingsplan, sondern “nur” ein paar neue Routinen und Angewohnheiten. 

1. Alte Gewohnheiten sind hartnäckig

Unsere guten Vorsätze, dass wir uns mehr bewegen wollen, scheitern schon kurz nach der hochmotivierten Anfangsphase. Wir scheitern an alten Gewohnheiten. 
Diesen Effekt gilt es jetzt zu nutzen! Alte, gewohnte Reize können wir mit neuem Verhalten verknüpfen. Mit der Zeit wird der verlässliche Auslöser der alten Gewohnheit so zum Trigger einer neuen, erwünschten Verhaltensweise. Wer beispielsweise zwei Kantinen hat, kann die Angewohnheit, Mittags in die Kantine zu gehen mit der verknüpfen, in die weiter entfernte Kantine zu laufen.

2. Verändere dich gemeinsam!

Such dir Verbündete und Gleichgesinnte und erhöhe damit die Chance, deinen Plan tatsächlich durchzuziehen. Lernen findet stets auch im sozialen Miteinander statt. Mitstreiter inspirieren, motivieren und können Vorbild sein.

3. Bloß nicht zwingen!

Eine neue Verhaltensweise hat in deinem Alltag keine Chance, wenn du sie als lästig, nervig und unpassend ansiehst. Nicht jeder mag Langstreckenlaufen oder Handballspielen. Da hilft es auch nicht, sich aufgrund von anderen dazu zwingen zu lassen. Denn wer daran keinen Spaß hat, wird auch keinen Erfolg haben und schneller wieder in alte Muster zu fallen

4. Auf den Körper hören lernen

Dein Körper weiß, was er braucht – daher musst du lernen, auf ihn zu hören. Achte auf die Signale, die du sonst im Alltag unterdrückst. 
Auch am Arbeitsplatz kann man regelmäßig einen kleinen Check-up durchführen und seinen Körper im Kopf von oben nach unten abgehen und bewusst spüren, wo man ein Unbehagen oder einen Schmerz verspürt.